Manchmal überholt uns Chronisten die Gegenwart beim Schreiben fast unbemerkt. Während ich noch darüber nachdachte, über welches Thema ich als nächstes berichten wollte, war auf unseren Frankfurter Platz bereits ein weiterer Wandel eingetreten. Unser NP-Markt wurde Anfang November geschlossen und zu einem Edeka-Markt umgebaut.

Bereits vor dem Umbau wurde ich von der Filialleitung gefragt, was besonders an unserem Stadtteil und seiner Geschichte ist. Zu dieser Frage musste ich natürlich auf die industrielle Revolution hinweisen, die in Braunschweig vor allem durch die erste Deutsche Staatseisenbahn ab 1838 im wahrsten Sinne des Wortes Fahrt aufnahm. Bedingt durch die Eisenbahn und den damit möglichen Gütertransport siedelten sich im Bereich der Bahnhofstraße und der Frankfurter Straße viele kleine Betriebe, aber auch die Schwerindustrie an.
Diese Firmen und Fabriken brauchten natürlich Arbeiter – und diese wiederum vor allem Wohnungen. Also wurden in der Nähe der Arbeitsstätten mehrstöckige Häuser mit Mietwohnungen gebaut. Es waren einfache, aber bezahlbare Wohnungen. Durch diese Bauprojekte entstand nach und nach das heutige Westliche Ringgebiet. Die Keimzelle dafür war aber – wie gesagt – der alte Hauptbahnhof am Friedrich Wilhelm Platz, in dem heute die Braunschweigische Landessparkasse residiert (Ottmerbau).

Später wurde durch die Braunschweigische Landes-Eisenbahn-Gesellschaft (BLE) das Ringgleis gebaut, um weitere Fabriken und Firmen mit einem Gleisanschluss zu versorgen, da in den bahnhofsnahen Bereichen kaum noch Platz war.

Die Edeka-Filialleitung hat meine geschichtliche Beschreibung sehr ernst genommen, was mich sehr freut. An der Fensterfront zur Frankfurter Straße kann man als Bezug zu unserem Stadtteil und seiner Geschichte nicht nur eine großformatige Grafik des alten Bahnhofs, sondern auch weitere Bilder des historischen Braunschweigs betrachten.
Ihr Heiko Krause
(Stadtteilheimatpfleger)