Zu diesem kleinen Jubiläum soll Ihnen das Haus mit jüngerer und älterer Geschichte ein wenig vorgestellt werden.
Sie haben es sicher schon bemerkt, es fällt auf, dass dort in der Umgebung eine ganze Reihe von alten Bäumen stehen – woher mögen die kommen?
Sowohl die Gebäude der Hugo-Luther-Straße 60A als auch das benachbarte Schwedenheim befinden sich auf dem ehemaligen Friedhof von St. Michaelis. Deshalb findet man vor und an dem Gebäude 60A auch einen Grabstein und eine Grabplatte, die an den Friedhoferinnern sollen. Unser Heimatpfleger Klaus Hoffmann hat dazu Nachforschungen angestellt und ist fündig geworden – darüber können sie in einerder nächsten Ausgaben der Westpost lesen.

Der Friedhof an der Hugo-Luther-Straße ist seit Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr genutzt worden. Damals entstand an der Helmstedter Straße der Braunschweiger Hauptfriedhof und die einzelnen Stadtteilfriedhöfe wurden überwiegend aufgelassen. Nach der Auflassung gibt es eine Ruhezeit, ehe man das Gelände anderweitig nutzen kann. Das Ende dieser Ruhe fiel mit dem Ende des zweiten Weltkriegs zusammen und so konnte in Zeiten des Aufbaus nach dem Krieg hier Neues entstehen.
Die Stadt Braunschweig suchte 1949 Gelände für ein Geschenk des schwedischen Königshauses und der schwedischen Stiftung „Rettet dieKinder“. Und für dieses Geschenk, nämlich ein schwedisches Holzhaus (daher stammt der Name „Schwedenheim“), das Kindergarten und Familienbegegnungsstätte für die Stärkung eines neuen demokratischen Beginns sein sollte, pachtete die Stadt einen Teil des Friedhofsgeländes von der Kirchengemeinde St. Michaelis.
Der andere Teil des Friedhofs lag noch bis 1953 brach, dann wurde hier von der Gemeinde ein Pfarrhaus und ein angeschlossenes Gemeindehaus gebaut und 1954 fertiggestellt.

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Doch schon bald erwiesen sich die Räumlichkeiten für die stetig wachsende Zahl von Gemeindemitgliedern in diesem Bereich des westlichen Ringgebietes als zu klein und ein Anbau wurde benötigt. Im Jahr1967 war dann der neue Gemeindesaal sowie ein Kinder- und ein Jugendraum fertiggestellt und erfreute sich reger Nutzung. Alteingesessene werden sich ganz sicher noch an den Jugendtreff „Club 71“ erinnern. Hier gab es regelmäßige Nachmittags- und Abendprogramme und viele „Feten“. Eigentlich müssten die Besucherinnen und Besucher dieses Treffpunktes einmal überein Jubiläumsfest in zwei Jahren nachdenken… wir verwahren noch alte Schallplatten und CDs aus dieser Zeit im Keller. Ja und dann … gab es mit den Jahren wieder Veränderungen. Nach einem rasanten Wachstum schrumpfte die Gemeinde wieder. Aus einer ganzen Pfarrstelle wurde nur noch eine halbe und schließlich stand Anfang der 2000er Jahre das Pfarrhaus leer und die Gemeinderäume wurden nur noch selten genutzt. Was soll aus dem Gebäude und was soll aus kirchlicher Arbeit im westlichen Ringgebiet werden? Diese Überlegungen wurden zu der Zeit angestellt, als das Programm Soziale Stadt im westlichen Ringgebiet an den Start ging. Und so entstand der Plan, das Pfarr- und Gemeindehaus zu einem Treffpunkt und Zentrum mit mehreren Einrichtungen umzugestalten – Kirche blieb mit Räumlichkeiten und einem Mitarbeiter vor Ort, das Mütterzentrum erhielt aus einem Förderprogramm finanzielle Mittel für das MehrGenerationenHaus und suchte neue Räume und die Stadt Braunschweig benötigte Büroraum für ein Quartiersmanagement der Sozialen Stadt…. Und so sind diese 3 Einrichtungen seit April 2004 gemeinsam in der Hugo-Luther-Straße 60A zu finden

…aber das Stadtteilbüro war schon etwas früher da. Die damaligen Mitarbeiter/innen mussten mit allen Widrigkeiten des Umbaus im Jahr 2003 zurechtkommen. Und noch vor dem offiziellen Starttermin gab es im März 2004 einen Stadtputztag. Dabei waren viele helfende Hände –auch von der städtischen Verwaltung– im Einsatz, um das Haus und die Umgebung im Stadtteil gut vorzubereiten
Dann war es soweit, wir waren eingezogen und die Arbeit konnte beginnen. Ich glaube, alle 3 Einrichtungen hatten zu Anfang noch keine Vorstellung, wie ein gemeinsamer Alltag aussehen könnte. Es gab so viele Fragen –wie wird das mit Telefon und Internet –gibt es „gemeinsame Öffnungszeiten“ –wer macht eigentlich wo sauber- wer ist für welche Räumlichkeiten zuständig …würde es überhaupt so etwas wie eine „gemeinsamen Alltag“ geben können …aber es hat sich alles gut gefügt, wir hatten einen erfolgreichen gemeinsamen Start und können heute –ein bisschen stolz auf 15 gemeinsame Jahre zurückblicken.

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Ein Bericht über alle Arbeit und alleVorkommnisse sprengt ganz sicher den Rahmen eines solchen Beitrags –deshalb hier einige Schlaglichter: Gleich zur Eröffnung gab es ein Fest mit prominenter Beteiligung, Ursula v. d. Leyen, zu der Zeit Ministerin des Landes Niedersachsen, war dabei mit einem Grußwort zu Gast und im Herbst besuchte der damalige Bundespräsident Horst Köhler die Hugo-Luther-Straße.
Immer wieder hatten wir in denletzten15 Jahren Besuche von Politikerinnen und Politikern, die bei solchen Gelegenheiten Menschen aus dem Stadtteil und Mitarbeitende sozialer Arbeit treffen, ihnen einmal zuhören und mit ihnen ins Gespräch kommen konnten.
Unser Haus wurde einTreffpunkt im Stadtteil, ein Quartierszentrum, ein Ort der Kooperation und der Begegnung auf vielen Ebenen- interkulturell, unsere Gäste hatten und haben Wurzeln auf allen Kontinenten–intergenerativ, alle Altersgruppen vom Baby bis zur Greisin/zumGreis sind bei uns anzutreffen –interreligiös, die Ev. Kirche ist eine der beteiligten Einrichtungen, ihre Arbeit aber ist nicht auf Gemeindemitglieder beschränkt und sie ist ausdrücklich an Dialog und Austausch mit anderen Religionen interessiert.
Es begegnen sich sehr unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen–es kommen die, die mehr haben als sie brauchen, in Gespräch und Austausch mit denen, die oft mit zu wenig auskommen müssen. Vielleicht haben sie ja schon von dem einen oder anderen Angebot oder Projekt unseres Hauses gehört. Wenn nicht, mache ich den Versuch einer unvollständigen Aufzählung, der vielleicht zu einem Besuch bei uns anregt:
Es gibt ein Kinderzimmer mit Betreuungsangeboten, wir laden ein zu Babygruppen, Hausaufgabenhilfe und Förderangebote helfen bei schulischen Problemen, man bekommt Beratung in vieler Hinsicht. Es finden Zusammenkünfte von Politik und Verwaltung statt, es treffen sich Menschen mit ganz unterschiedlichen Anliegen in Gruppen und Arbeitskreisen. So habenZusammenkünfte zur Gründung des „Gartens ohne Grenzen“ oder von „AntiRost“ im Haus stattgefunden. Eine Strickgruppe arbeitet u.a. für „Frühchen“ des städt.Klinikums, der Redaktionskreis ihrer Neuen Westpost trifft sich, Senioren kommen zu regelmäßigen und besonderen Terminen zusammen. DasWunschgroßelternprojekt ist eine Freude für Jung und Alt, die Küche sorgt zuverlässig für Frühstücks-, Mittagessen- und Caféangebote. Das Projekt „Ladies ontour“ hilft Frauen verschiedener Nationalitäten nicht nur beim Radfahren, Sprachkurse fanden und finden fortgesetzt statt, zu Gottesdienste wird regelmäßig eingeladen, Kunstausstellungen laden zur Betrachtung ein…und …immer wieder …gemeinsame Feste, denn was kann neben der Arbeit mehr verbinden, als gemeinsam zu feiern –Feste mit Gästen des Hauses, aus der Nachbarschaft, aus der ganzen Stadt.

Klaus Hoffmann, Heimatpfleger und
Ulli Böß, Diakon der Ev. Kircheim westlichen Ringgebiet