Nun ist der Sommer endgültig vorbei. Die Tage werden kürzer, dunkler und grauer. Nach dem schönen Sommer mit vielen Sommerfesten und Veranstaltungen in unserem Viertel steht jetzt die dunkle Jahreszeit an. Viele Bürger*innen bleiben nun zu Hause und haben weniger Kontakte.

Kontakte und persönliche Beziehungen mit anderen Menschen gehören aber zweifellos zu den Grundbedürfnissen von Menschen, unabhängig von ihrem Alter, ihrer sozialen Lage oder ihrer Herkunft. Soziale Kontakte haben in vielen Lebensbereichen einen hohen Nutzen. Besonders wichtig werden sie als emotionaler Beistand im Umgang mit persönlichen Problemlagen, Schicksalsschlägen oder sonstigen herausfordernden Lebenssituationen.

Umgekehrt kann das Fehlen ausreichender sozialer Kontakte entsprechend negative Wirkungen haben – bis hin zu gravierenden gesundheitlichen Auswirkungen -. Untersuchungen zufolge hat soziale Isolation ähnliche gesundheitliche Folgen, wie z.B. 15 Zigaretten am Tag zu rauchen. Einsamkeit macht also krank!

Besonders in Städten, in denen viele Menschen allein leben, wird Einsamkeit zunehmend zu einem ernsthaften Problem. Laut dem Sozio-ökonomischen Panel (SOEP) von 2021 gaben etwa 42% der Menschen an, sich einsam  zu fühlen. Dieses Jahr wurde das „Einsamkeitsbarometer 2024“ vom BMFSFJ veröffentlicht und im Juni fand eine bundesweite Aktionswoche „Gemeinsam aus der Einsamkeit“ statt. Stark geforderte Menschen, Arbeitslose und Geringverdiener*innen, Alleinerziehende, Einpersonenhaushalte, ältere Menschen, Migrant*innen sowie Kinder und Jugendliche sind Personengruppen, die besonders von sozialer Isolation und Einsamkeit betroffen sind. Und die Untersuchung zeigt: die Zahlen steigen.

Auch bei uns im westlichen Ringgebiet hat sich der städtische Raum mit der Zeit sehr verändert. Vom Arbeiter-Viertel mit Familien in beengten Wohnverhältnissen, hin zu einem Viertel mit dem höchsten Anteil an Single-wohnenden und Senior*innen. Dazu kommt noch der hohe Anteil
an Menschen mit wenig Geld. Auch die eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten spielen eine wichtige Rolle beim Anstieg von Einsamkeit. Denn Senior*innen oder auch Geringverdiener*innen können sich die Preise für Veranstaltungen und Aufführungen oft nicht mehr leisten.

Auch viele der kleineren Angebote, wie Vereine oder ein Cafe-Besuch kosten Geld. In unserem Viertel haben wir zum Glück schon ein großes Angebot an kostenlosen sozialen Aktivitäten für jedermann. Aber oft fehlt es dann doch den Bürger*innen an Mut, sich z.B. bei AntiRost zu engagieren.

Toll finde ich deswegen die niedrigschwelligen Vorschläge aus anderen Städten, wie „Spaziervereine“ oder die „Zuhör-Bänke“ in Düsseldorf. Unter dem Motto „Setzen Sie sich gerne dazu“ und ausgestattet mit einem großen Pappherz auf dem steht „Ich höre Dir zu“ trifft man auf Ehrenamtliche Bürger und kann einfach mal das Gespräch suchen. Wenn ich einmal die Woche mit meinem 91-jährigen Vater telefoniere, höre ich schon an seinem Suchen nach Wörtern, dass er schon wieder zwei Tage mit niemandem gesprochen hat. Deswegen finde ich dieses Projekt sehr gut. Auf dem Weg zum Einkaufen kann man sich einfach mal unterhalten.

Die „Zuhör-Bänke“ sind eine unverbindliche Einladung zur Unterhaltung. 16 Stück davon gibt es mittlerweile in Düsseldorf – ein Erfolgsmodell. Und wenn man sich die Erfahrungsberichte anschaut, kann man schnell herauslesen, dass sich dabei für beide Parteien neue Perspektiven bieten. Vielleicht hören wir dann nochmal genauer hin, denn wenn zwei fremde Menschen eine kurze Zeit gemeinsam erleben, treten Vorurteile schnell in den Hintergrund. Und wenn man erstmal in Kontakt getreten ist, finden sich sicher auch noch passende Angebote in der „Neuen Westpost“.

Mit freundlichen Grüßen
Sabine Sewella
Bezirksbürgermeisterin und Sanierungsbeirats Vorsitzende