Dass das Rudern verhältnismäßig spät in Braunschweig betrieben wurde, hing wohl mit den bescheidenen Wasserverhältnissen zusammen.
Einige junge Angestellte der Braunschweiger Maschinenfabrik Amme, Giesecke und Konegen (MIAG), heute Bühler, zogen nach einer durchzechten Nacht zur Bootsstation am Augusttor, um mit einer Bootspartie ihren Kater zu verjagen. Der Spaß war groß, und die jungen Herren vereinbarten, nun regelmäßig zu rudern. Da dauerte es nicht lange und sie gründeten einen Ruderclub im Jahr 1910 und nannten ihn Normannia.
Nach der offiziellen Gründung im Juni 1910, konnten die Normannen im Jahr 1912 ihr erstes Ruderboot taufen. Am 14. Juli 1913 wurde das eigene Bootshaus an der Ölper Mühle eröffnet. Da das Bootshaus außerhalb der Stadt lag, wurde nach einem Platz an der Oker in Stadtnähe gesucht. Man wurde fündig und siedelte am 29. Mai 1921 zum Maschplatz um.

Von da an ging es weiter aufwärts. Es etablierte sich nach dem ersten Weltkrieg eine feste Trainingsriege, die nach holprigen Beginn, rasch mit Erfolgen glänzen konnte.
Auch das gesellige Leben kam nicht zu kurz. Die Damen waren von Anfang an im Klub gern gesehen, ruderten aber bis in den sechziger Jahren streng getrennt von den Herren.
Die Mitglieder betrieben nicht nur den Rudersport, sondern spielten auch Skat und Handball im RKN. Es gab Tanzveranstaltungen und Wanderfahrten mit und ohne Boot. Es wurde nicht nur fleißig gerudert, sondern es wurden auch gern Feste gefeiert. In den 1930er Jahren wurden Regatten besucht in Hannover, Hameln, Halle, Bodenwerder, Hamburg und Kassel. Wanderfahrten wurden durchgeführt, u. a. auf den Mecklenburgischen Seen. Zahlreiche Siege konnten dabei errungen werden.
Dann begann der 1. Weltkrieg und das Rudern war zum Erliegen gekommen. Der Krieg ist vorbei, das schmucke Bootshaus am Maschplatz wurde mit dem gesamten Bootsmaterial im Oktober 1944 durch Bomben zerstört. Am 26.04.1946 wurde der Ruderklub neu gegründet unter dem neuen Namen „Braunschweiger Ruder-Club“. Im Juni 1949 wurde mit dem Bau eine neuen Vereinsheims begonnen. Am 14. Juni 1953 war der gesamte Bau fertiggestellt und konnte mit der Taufe von sechs neuen Booten, überwiegend gestiftet von Direktoren der Firma MIAG, in Betrieb genommen werden.
Den steigenden Anforderungen an den Trainingsbetrieb ließen sich nicht mehr an der Oker erfüllen. 1958 wurde ein zweites Bootshaus am Mittellandkanal bei Watenbüttel bezogen. Das erste Bootshaus am Maschplatz dient heute als Vereinsheim.
Klaus Hoffmann (Stadtteilheimatpfleger)
Fotos: Vereins Chronik