Lieber Ulli,
nach mehr als 15 Jahren als Diakon der Evangelischen Landeskirche Braunschweig im Westl. Ringgebiet gehst du in deinen wohlverdienten Unruhestand. Was waren hier in der zurückliegenden Zeit wichtige Ereignisse für dich?

Es war für mich ein … vielleicht das wichtigste Ereignis, dass ich hier im Westlichen Ringgebiet arbeiten durfte. Nach mehr als 25 Jahren im Stadt-jugenddienst, war diese neue Arbeit eine große Herausforderung und gleichzeitig Möglichkeit, noch einmal etwas Neues zu beginnen. Ich weiß nicht, ob man einzelne Veranstaltungen und Ereignisse herausheben kann. Eigentlich ist die Entwicklung – desHauses, der Zusammenarbeit dort, die Entwicklung im Stadtteil und die große Bereitschaft zu gemeinsamem Planen und Arbeiten das Wichtigste. Unsere Hausfeste und Jubiläen sind zwar schon fast „Gewohnheit“ geworden. Aber dass solche Veranstaltungen immer wieder gemeinsam eindrucksvoll gelingen, ist schon toll. Außerdem war die ökumenische Hochzeit von Christiane und Bastiano Algogna für mich ganz besonders.

Hattest du Visionen als du deine Arbeit hier aufgenommen hast? Wenn ja, welche?
Auch wenn wir „Visionen“ mal positiv sehen … nein, die hatte ich nicht. Ich bin eher gekommen, um mich in die damals neuen Entwicklungen im Stadtteil einzubringen und um nach guten Möglichkeiten für Beiträge von Kirche zu suchen. Ich halte es da gerne mit einem Satz aus der Brasilianischen Befreiungstheologie sehen – urteilen -handeln … Ich glaube, es ist wichtig, sich mit einer neuen Situation zunächst vertraut zu machen und -möglichst mit Partnerinnen und Partnern – Arbeit und Handeln zu besprechen. Dann kann man sichgemeinsam auf den Weg machen.

Worüber konntest du dich besonders freuen/ wofür bist du dankbar?
Feste im Stadtteil und bei uns in der Hugo-Luther-Straße, besondere Veranstaltungen, bei denen man vielen Menschen des Stadtteils begegnet. Immer dann, wenn es gelungen ist, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, wie z.B. die Kinderferienaktion auf dem Spielplatz an der Arndtstraße. Gute Entwicklungen bei uns im Haus, dass es z.B. gelungen ist nach 10 Jahren die Sanierung, die im 1. Bauabschnitt nicht stattgefunden hat, nachzuholen. Ich habe mich darüber gefreut, dass es gelungen ist, in unserem Haus regelmäßig Gottesdienste zu feiern. Es war bis zum Schluss auch besonders, dass „meine Kirchengemeinden“, die Propstei Braunschweig und auch die Landeskirche die/ meine/ unsere kirchlich-  diakonische Arbeit im Westlichen Ringgebiet gefördert haben, dass sie immer bereit die Arbeit zu begleiten und dass mir als Mitarbeiter große Gestaltungsräume eingeräumt worden sind. Ich habe sie gerne genutzt und bin gleichzeitig auch immer gerne als „ein Kirchenmann“ im Stadtteil erkennbar und unterwegs gewesen. Und dann bitte … nicht immer so umfassende und tiefschürfende Fragen – das gerät sonst zu einer größeren schriftlichen Arbeit …

Was berührt und was wärmt dein Herz?
… alle Begegnungen, die ich in den Jahren hatte. Dass ich auch nach 15 Jahren noch jederzeit sagen kann „ich freue mich darauf, meine Kollegin und meine Kollegen im Pfarramt und alle Mitarbeitenden in unseren Gemeinden zu treffen. Das ist schon besonders, wenn man über so lange Zeit gut miteinander auskommt. Das gleich gilt für die Kolleginnen und Kollegen vom Mütterzentrum und vom Stadtteilbüro. Dass es gelungen ist, über eine solange Zeit gut und vertrauensvoll miteinander zu arbeiten. Das ist schon mehr als Freude, das berührt. Und dann, die vielen Menschen mit denen ich zusammenarbeiten durfte beim Mittagstisch in der Realschule Sidonienstraße, mit soooo vielen Praktikantinnen und Praktikanten und in jedem Jahr mit neuen Kolleginnen und Kollegen im FSJ … toll. Die Zusammenarbeit im Besuchsdienst in der Seniorenarbeit, in Gremien des Stadtteils, in Stadt und Kirche. Wichtig dabei ist mir die Erkenntnis und die Haltung, dass man als Einzelner gar nicht so viel erreicht … aber wenn es gelingt, sich gemeinsam auf den Weg zu machen, Weggefährtinnen und Weggefährten gewinnen kann, dann ist oft mehr möglich als man denkt. Ich will auch nicht vergessen zu erwähnen – wer weiß, was ich alles vergesse, bitte sehen Sie mir/ seht mir das nach – dass es von ganz vielen Seiten, von Firmen und Stiftungen, von Privatpersonen und Kirchengemeinden von …  großzügige Unterstützung für die Arbeit und Anliegen meiner Arbeit und des Stadtteils gegeben hat.

Wie würdest du das, was deine Arbeit hier ausmachte, kurz beschreiben?

  • Dauerhafte und projektbezogene Arbeit mit und für Kinder und Jugendliche unseres Stadtteils und unserer Kirchengemeinden
  • Beratung und Seelsorge
  • Arbeit mit und für älterer Menschen in unseren Kirchengemeinden und im Stadtteil
  • Ansprechpartner von und für Kirche
  • Netzwerkarbeit im Stadtteil – Mitarbeit in der Stadtteilkonferenz und bei besonderen Projekten
  • Mitarbeit in Bereichen kirchlicher Arbeit, zunächst in den Gemeinden St. Martini, St. Michaelis und Auferstehungskirche Gartenstadt und dann auch mit St. Jakobi und der Kirchengemeinde Weststadt
  • Und alles, was sonst noch dazugehört …

Wie wird es weitergehen?
Vermutlich anders als mit mir … aber ganz sicher weiter. Es gibt zwar noch keine Ausschreibung für meine Nachfolge … aber ich hoffe, das wird bald der Fall sein. Die Kirchengemeinden haben sich beachtlich positioniert – sie werden eine Stellenkürzung von 50% aus eigener Kraft auffangen und so kann die Nachfolge ebenfalls im Umfang einer vollen Personalstelle tätig werden. Und dann … müssen alle Beteiligten eine Standortbestimmung machen, müssen Notwendigkeiten der Arbeit, jeweilige Stärken und Potentiale sichten und Arbeit entsprechend neu ausrichten. Um in einem biblischen Bild zu bleiben: „die neuen Weingärtner werden sich um den bestehenden Weinberg kümmern und werden ihn weiter pflegen und es wird den Weinberg ganz sicher weiter geben“.

Worauf freust du dich für deine jetzt kommende Phase/Familienphase am meisten?
Das werde ich/ das werden wir sehen …im Augenblick sage ich: Es ist schön, nicht mehr soviel „zu müssen“, sondern mehr zu „dürfen“ … Aber ich vermute, es wird keine Langeweile aufkommen. Beste Grüße in die Runde … beste Grüße in den Stadtteil … an alle, mit denen ich in den letzten Jahren hier „unterwegs“ sein durfte … und wie sagt es der Kirchenmann Ulli … Ich wünsche Euch/ Ihnen … und allen Gottes Segen.
Vielen Dank Ulli

„Geh mit Gottes Segen, lieber Ulli. Er halte schützend seine Hand über dir, bewahre deine Gesundheit und dein Leben und öffne dir Augen und Ohren für die Wunder der Welt. Er schenke dir Zeit, zu verweilen, wo es deiner Seele bekommt.“